Konservative Therapie

Medizinische Aspekte beim Golfen

Golf ist eine wunderbare Sportart, die auch mit orthopädischen Problemen oder auch nach Operationen fortgeführt werden kann, sofern man einige Grundregeln beachtet. Gerade bei Bandscheibenvorfällen, nach Operationen an der Wirbelsäule oder auch nach Implantation einer Endoprothese ist Golf nach einer guten Rehabilitation wieder vollumfänglich möglich. Die anatomischen Gegebenheiten und die Phasen der biologischen Gewebeheilung sind hierzu beachten.

Daher soll im Folgenden die Anatomie und Biomechanik der verschiedenen Körperregionen beleuchtet werden.  Wichtig ist natürlich einen Golf Pro zu finden, der sich im „Gesunden Golfen“ auskennt. 

 Die Wirbelsäule

Die Brustwirbelsäule besteht aus 12 Wirbeln, die mittels Wirbelgelenke und Bandscheiben miteinander verbunden sind. Die Wirbel bestehen aus dem Wirbelbogen sowie dem Quer- und Dornfortsatz. Diese Strukturen bilden den Wirbelkanal, in dem das Rückenmark läuft. In jedem Wirbelsegment entspringen aus dem Rückenmark die sog. Spinalnerven, die durch die Nervenaustrittslöcher den Spinalkanal verlassen. Als weitere anatomische Struktur ist die Verbindung der Brustwirbelsäule mit dem Brustkorb durch die Rippenwirbelgelenke zu nennen.

Die Lendenwirbelsäule wiederum besteht aus 5 Wirbeln, die mittels Wirbelgelenke und Bandscheiben miteinander verbunden sind. Die Wirbel bestehen aus dem Wirbelbogen sowie dem Quer- und Dornfortsatz. Diese Strukturen bilden den Wirbelkanal in dem das Rückenmark läuft. In jedem Wirbelsegment entspringen aus dem Rückenmark die sog. Spinalnerven, die durch die Nervenaustrittslöcher den Spinalkanal verlassen. 

Fußwärts geht die Lendenwirbelsäule in das Kreuzbein über, welches über die straffen Kreuz-Darmbeingelenke mit dem Becken verbunden ist.

Beim Golfschwung ist eine Schulterdrehung von ca. 70-90° notwendig. 50-60° dieser Drehung erfolgt durch die Brustwirbelsäule, da die anatomische Stellung der Wirbelgelenke Drehbewegungen bis zum einem gewissen Maß ermöglichen. Ist jedoch die Beweglichkeit Brustwirbelsäule eingeschränkt, so dass Drehung beim Schwung über die Lendenwirbelsäule sowie Becken/Hüftgelenke erfolgt; so sind Beschwerden in der Lendenwirbelsäule die Folge. 

Beschwerden an der Lendenwirbelsäule werden häufig durch übermäßige Scher- und Torsionskräfte z.B. übermäßige Drehbelastung zwischen den Wirbelsegmenten verursacht, da die LWS funktionell Beugung und Streckung und den sog. Lateral-Tilt, jedoch nur eine sehr geringe Rotation anatomisch zulässt. Schmerzen können durch Funktionsstörungen der beteiligten Gelenke (sog. Blockierungen und Muskelzerrungen) entstehen. Wirbelgelenkschmerzen sind beim älteren Menschen oft durch eine Arthrose der Wirbelgelenke bedingt. Bei übermäßiger Streckung der LWS („Hohlkreuz“) beim Schwungfinish werden die kleinen Wirbelgelenke schmerzhaft überlastet- bei eingeschränkter Beweglichkeit der Brustwirbelsäule und nicht korrekter Technik der Übergang Lendenwirbelsäule/Darmbein/Becken. Bandscheibenvorfälle kommen meist im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule vor.

Genau die beschriebenen anatomischen und physiologischen Gegebenheiten müssen auch nach Operationen an der Wirbelsäule beachtet werden. Man wird 6-12 Wochen nach einem Bandscheibenvorfall oder 3-6 Monate nach einer Operation zunächst mit dem Putten beginnen, danach zum kurzen Spiel übergehen und durch Optimierung des Schwunges mit dem Golf Pro –- der eine Ausbildung im „Gesunden Golfen“ hat, die von der PGA Deutschland und ihrem Präsidenten S. Quirmbach angeboten wird - wieder die langen Schläge bis hin zu den Drives erarbeiten. Durch einen optimierten Golfschwung im anatomisch biomechanisch möglichen Bewegungsumfang und eine durch Physiotherapie optimierte Muskulatur wird einem guten Golfspiel nichts im Wege sehen.

Viele Patienten berichten sogar nach Reha und Schlagoptimierung „in physiologischen Bereich“ eine Verbesserung ihres Golfspieles erreicht zu haben.

 Golf mit künstlichen Gelenken

Eine Endoprothesenoperation ist bei fortgeschrittener Arthrose (Verschleiß) mit ausgeprägter Schmerzsymptomatik angezeigt. In Deutschland werden ca. 150.000 künstliche Hüftgelenke und 140.000 Kniegelenke implantiert. Auch bei schweren Schulter- und Sprunggelenkarthrosen ist eine Endoprothesenoperation erfolgversprechend.

Sofern möglich wird am Knie ein Oberflächenersatz („Überkronung“) durchgeführt.

Beim Hüftgelenkersatz wird meist der Hüftkopf entfernt und eine künstliche Hüftpfanne implantiert und Endoprothesenschaft im Oberschenkelknochen zementfrei verankert. Je nach Schweregrad, Alter, Knochen- und Bandqualität stehen heute verschiedene Endoprothesenmodelle und Implantationsverfahren, die individuell gewählt werden, zur Verfügung.

Golf wird nach Endoprothesenoperationen uneingeschränkt empfohlen. Ein vermehrte Lockerungsrate wird nach augenblicklicher Studienlage nicht gesehen.

Nach der Endoprothesenoperation kannbei korrekter Implantation mit Golf ca. 3-6 Monaten nach OP begonnen werden. Voraussetzung ist bei zementfreier Implantation, dass das Kunstgelenk gut eingewachsen ist, eine gute muskuläre Führung gegeben und das Gelenk ausreichend beweglich ist. Ein hinkendes Gangbild und Schmerz sollten mehr vorhanden sein. 

Wichtig ist, dassDrehbewegung und starke Seitwärtsbewegungen beim Schwung minimiert werden müssen.

Um Patienten nach Operationen zum Golf zurückzuführen ist die interdisziplinäre Behandlung im Kompetenz-Team bestehend aus Golf-Pro, Physiotherapeut und Arzt dringend anzuraten.

Fuß- und Sprungelenk

Fuß- und Sprunggelenk sind eigentlich das vergessene Organ, jedoch ein anatomisches Wunderwerk. Neben mehr als 25 Knochen und Gelenke wird der Fuß durch Bänder, Muskeln und einer Sehnenplatte der sog. Plantarfascie verspannt und in Form gehalten. Fußfehlformen können Auswirkungen auf die gesamte Körperstatik haben. Das obere/untere Sprunggelenk besteht aus Schien-, Wadenbein, Sprung- und Fersenbein. Außen und innen wird das Sprunggelenk über Bänder und Muskeln/Sehnen geführt. Ca. 30% aller Sportverletzungen betreffen das Sprunggelenk.

Durch die vermehrte Belastung des Fußinnenrandes beim Rückschwung und Finish kann es zu Überlastungsbeschwerden der inneren Fußsäule, zu Reizungen des äußeren unteren Sprunggelenkes (Sinus tarsi Syndrom), Fersenspornsyndrom oder Reizung der Plantarfascie, sowie Überlastung des äußeren Bandapparates am Sprunggelenkes kommen. 
Neben Korrekturen der Schwungtechnik ist eine individuelle orthopädische Einlagenversorgung mit stützenden, aktivierenden und bettenden Elementen sinnvoll. Wichtig ist, dass der Golfschuh ein genügendes Schuhinnenraumvolumen und Breite aufweist, auch um Druckstellen bei Vorfußdeformitäten, wie dem für die Frau ab 50 typischen Hallux valgus (Schiefzehe) und Hammerzehen zu gewährleisten. Schließlich legt der/die Golfer(in) bei 18 Loch eine Wegstrecke von 7-14 Km zurück. Und mit Schmerzen ist die Freude am Spiel limitiert!